Der Titel dieser Serie wird von den Kennern sehr sonderbar ausgesprochen – man sagt Vierundvierzighundert anstatt Viertausendvierhundert. Warum auch immer – so oder so hat sie echtes Suchtpotenzial.
Ich bin per Zufall darüber gestolpert. Eigentlich sogar per negativem Zufall, denn einer der Hauptdarsteller, Joel Gretsch, führte mich bei einer anderen Recherche zu der Serie. Und den kann ich eigentlich gar nicht so gut sehen, ich finde ihn sehr hölzern. Aber da ich immer auf der Suche nach neuem Futter bin, habe ich nachgesehen und die 4400 entdeckt.
Die Serie hat vier Staffeln und beschäftigt sich mit den sogenannten 4400 Rückkehrern. An einem Tag mit einer Kometenerscheinung kehren auf einmal 4400 bisher schon zum Teil Jahrzehnte lang vermisste Personen überraschend zurück. Sie selbst wissen nicht, was in der Zeit ihrer „Entführung“ mit ihnen geschehen ist.
Mir hat sehr gut gefallen, wie die persönlichen Probleme der einzelnen Rückkehrer dargestellt wurden. Da sie während der Zeit ihres Verschwindens nicht gealtert sind, ist es natürlich sehr schwer, auf all die Menschen von früher zu treffen, die alle älter geworden sind. Oder sie müssen sich mit Verlusten abfinden: ein Ehepartner von damals hat wieder geheiratet, Freunde und Verwandte sind schon längst verstorben.
Die verschiedenen Szenen werden mit Emotionalität, aber ohne Kitsch überzeugend dargestellt, fand ich. Und dann wurde es natürlich richtig spannend, als sich heraus stellte, dass alle 4400 besondere Fähigkeiten mit zurück gebracht haben. Der eine kann Menschen heilen, der andere Gedanken lesen, wieder eine andere kann in die Zukunft sehen.
So etwas ruft in Amerika (dort wurde die Serie produziert) natürlich zum einen die Homeland Security auf den Plan, die untersuchen soll, ob diese Supermenschen eine Bedrohung darstellen. Und es ruft neidische oder verängstigte Mitbürger auf den Plan, die nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen.
In der ersten Staffel wird darüber spekuliert, von wem die 4400 wohl entführt und mit diesen besonderen Fähigkeiten ausgestattet wurden – man denkt natürlich an Aliens. Am Ende der ersten Staffel erfährt man dann allerdings in einem schönen Cliffhanger, dass es Menschen aus der Zukunft waren.
In den nächsten Staffeln wird das Period Drama um die einzelnen Charaktere fortgesetzt, es treten aber auch aus den Reihen der 4400 organisierte Gegenspieler zur Homeland Security auf. So gewinnt der Spannungsbogen an Tragweite, die Dimensionen der Handlung werden erweitert.
Der Konfliktstoff resultiert natürlich aus der Diskrepanz zwischen den Interessen weniger – den 4400 Rückkehrern – und dem Gemeinwohl der ganzen Nation. So wird also auch noch spioniert und intrigiert, was das Zeug hält. Die Spannung bleibt, die Seiten werden gewechselt, so dass man nie sicher ist, wer wirklich zu den Guten oder Bösen gehört.
Die Produzenten haben es wirklich geschafft, den Stoff mit langem Atem umzusetzen und keinen Durchhänger zuzulassen. Und da natürlich gerne eine Folge mit einem Cliffhanger beendet wird, sitze ich dann vor dem TV, gucke auf die Uhr und denke trotzdem „Ach, eine geht noch…“ Es ist keine klassische SciFi-, sondern eher eine Mysteryserie, aber auch für SciFi-Fans ein durchaus sehenswertes Erlebnis. Ich war auf jeden Fall ein wenig traurig, als die Serie zu Ende war. Und das trotz Joel Gretsch!